Mein
Schatten diene mir als Spiegel
ein
Shakespeare-Monolog
für
zwei
aus
König Richard III.
Richard III. oder die Unmöglichkeit, den Frieden zu
ertragen,
wenn man mit sich selbst auf Kriegsfuß steht...
Ohne
Selbstliebe keine Liebe, kein Mitleid ohne
Selbstmitleid?
Welch ein Motiv, die nach langen blutigen Kämpfen gerade erst
befriedete Welt aufs Neue in ein Schlachtfeld – nein vielmehr
in ein Schlachthaus zu verwandeln! Welch eine Motivation,
die dieses Drama vom ersten Vers an mit sich reißt:
Der „Winter unsers Missvergnügens“ wurde zum „glorreichen
Sommer“, aber im hellen Sonnenschein sieht Richard seinen
deformierten Schatten umso deutlicher. Der Hass auf die
missratene Silhouette macht die allzu heitere Welt unerträglich,
ein neuer Winter muss her! Und Richard wird sich durch fünf
lange Akte hindurchintrigieren und -morden – nur um am Ende
herauszufinden, dass alle Liebesmüh verloren war: Das hässliche
Schattenbild wird nicht hübscher neben den Schatten der
Ermordeten, und der Mörder erkennt nur das, was er von Anfang
an wusste: Richard verdient es nicht, geliebt zu werden – am
wenigsten
von sich selbst...
Was macht man mit einem, dessen eiskalter Blick zuletzt auf die eigene winterliche Seelenlandschaft fällt,
wo jeder Hass ins Leere läuft? Was geht er uns an, dieser Mörder von eigenen Ungnaden, der sich selbst
die Rolle des Schurken zuweist, weil der jugendliche Liebhaber mit ihm fehlbesetzt wäre? Was macht ihn so
unverwüstlich,
dass wir ihn immer wieder von
den Theatertoten auferstehen lassen?
Wir spiegeln uns in diesem schwarzen Doppelgänger. Wir umtanzen ihn, fasziniert und angeekelt
von uns
selbst...
Die Hunde bellen, die Menschen applaudieren, wenn Richard auf der Bildfläche erscheint - die Projektion
unseres
eigenen
Schattens...